Floods in 2023-2024 in the JCAR ATRACE Study Area and Surroundings
Don't look too close, but enlarge your perspective
Over the past seven years, extremes seem to have become the new normal, and average conditions have become the exception. Either the conditions throughout the year were exceptionally dry, as in 2018, 2019, 2020, and 2022, or there were exceptionally wet conditions, as in 2021 and 2023-2024.
ÜBERSCHWEMMUNGEN IM VERGANGENEN JAHR IN DEN BENELUX-STAATEN UND DARÜBER HINAUS
Wenn man zu genau hinschaut, sieht man es nicht
Während des letzten Zeitraums von 12 Monaten, regnete es deutlich mehr als sonst. Der gesamte Regen fiel über weite Teile Deutschlands, der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs. die Bedingungen waren sehr langanhaltend, sodassein großes Gebiet außergewöhnlich nass wurde.
Da es überall so nass war, war der Boden mit Wasser gesättigt und der Regen konnte kaum einsickern. Es fehlte nicht mehr viel, damit es zu Hochwasser in den Flüssen kommt. Das führte vielerorts zu Überschwemmungen. Da es sich um einen sehr langen Zeitraum von ein Jahr handelte, wurden einige Regionen sogar mehrmals von Überschwemmungen heimgesucht. Glücklicherweise nirgends mit so katastrophalen Folgen wie im Juli 2021.
Kritische Bedingungen herrschten vor allem in regionalen Gewässern – in den großen Flüssen wie Rhein, Maas und Schelde waren die Abflüsse hoch – aber noch nicht außergewöhnlich.
In Flandern, Belgien, führte der viele Regen im November und Dezember zu Überschwemmungen in der Westhoek und im IJzer-Becken. Die Regenmengen waren dort gewaltig, mit einem Volumen von mehr als dem Doppelten der normalen Menge. Im flussaufwärts gelegenen französischen Teil fielen sogar 500 mm in einem Monat, was mehr als der Hälfte der jährlichen Niederschlagsmenge entspricht. Die Tatsache, dass Teile des Gebiets von Weideland auf entwässerten Ackerbau umgestellt worden waren, beschleunigte den Abfluss. Einen Monat später, im Januar 2024, führte zusätzlicher Regen etwas weiter östlich in der Region Dender zu lokalen Überschwemmungen.
500mm
Niederschlag im Dezember 2023 in Flandern
Bis in den Sommer hinein blieb es nass, und im Mai traten mehrere Flüsse in der Grenzregion zwischen Wallonien, Flandern und den Niederlanden über die Ufer. In der Gemeinde Voeren stand das Wasser in etwa hundert Häusern bis zu einem Meter hoch. Im Zentrum von Moelingen, einem Ortsteil von Voeren, fiel der Strom aus, und fünfhundert Familien waren ohne Strom. Über die Göhll und die Gulp floss das Wasser in die Niederlande. Hier blieb der Wasserstand jedoch relativ niedrig und verursachte kaum Unannehmlichkeiten. Die Behörden hatten jedoch in Anbetracht der Überschwemmungen vom Juli 2021 vorbeugende Maßnahmen ergriffen.
Auch im Dezember und Januar fielen in ganz Deutschland große Niederschlagsmengen auf die auch hier bereits gesättigten Böden. Dies führte an Weihnachten zu hohen Wasserständen in den Flüssen, vor allem im Nordwesten. Auch hier waren die Mengen nicht außergewöhnlich, wohl aber die Dauer und die Größe des Niederschlagsgebietes. Rund 30.000 Menschen und knapp 2.000 Gebäude waren betroffen. In Hamburg und Bremen führte eine Kombination aus bereits hohen Flusswasserständen und Stürmen auf See zu kritischenVerhältnissen wie weiträumig überfluteten Straßen, Störungen im Zugverkehr und großflächigen Überschwemmungen.
30,000
Betroffen waren Menschen in Deutschland
Über die grenzüberschreitenden Flüsse stauten sich große Wassermengen in der Vecht und flossen in die Niederlande. Hier führte dies zu den hohe Abflüssen und den höchsten jemals gemessenen Pegelständen in Städte Emlichheim sowie zu großflächigen Überschwemmungen im niederländischen Teil des Einzugsgebiets der Vecht.
Vom 20. Dezember bis zum 12. Januar sorgten ergiebige Niederschläge und starke Nordwestwinde für anhaltend hohe Wasserstände in den niederländischen Teilen von Rhein, Maas, IJssel und Markermeer. Zwei schwere Stürme, Pia und Henk, verschärften die Situation zudem. Während des Sturms Pia am 21. Dezember wurden zum ersten Mal seit 27 Jahren alle sieben niederländischen Sturmflutwehre geschlossen, weil die Wasserstände kritische Schwellenwerte überschritten. Dadurch war der Hafen von Rotterdam mehrere Stunden lang vom Meer aus nicht zugänglich. Der Rhein bei Lobith hatte einen mäßig hohen Abfluss, aber der IJsselarm verzeichnete extreme Zuflüsse, die zu unerwartet hohen Wasserständen führten. Die hohen Abflüsse in der IJssel und der Vecht führten zusammen mit den ungünstigen Abflussbedingungen zu Rekordwasserständen im IJsselmeer und im Markermeer.
Der hohe Wasserstand des südöstlichen IJsselmeers und der starke Abfluss der Vecht erschwerten die Arbeiten am Ramspolwehr und machten während des Sturms Pia mehrere Schließungen erforderlich. Obwohl hohe Wasserstände und starke Winde einige ungeschützte Gebiete am Markermeer bedrohten, kam es nur zu geringfügigen Überschwemmungen, und keiner ernsthaften Gefährdung der größeren Deiche. In der Maas brach ein Wehr in der Nähe von unerwartet Maastricht (Bosscherveld) ein – auch weil das Hauptwehr teilweise außer Betrieb war. Trotz einiger Schäden an den Hochwasserschutzanlagen und kleinerer Probleme wie begrenzte Unterspülungen von Deichabschnitten hielt das Gesamtsystem dem Druck ohne größere Ausfälle stand.
Im Juli 2024 fiel im Osten der Niederlande so viel Wasser, dass Teile des Hauptverkehrsnetzes in dieser Region mehrere Tage lang nicht passierbar waren.
Zusammengefasst sind die außergewöhnlichsten Aspekte dieser Flut
Dass über einen sehr langen Zeitraum, etwa 12 Monate, in einem sehr großen Gebiet, nämlich in ganz Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg, reichlich Regen fiel;
Dass die einzelnen kritischen Situationen meist durch ein Zusammentreffen von Wetterbedingungen entstanden, die für sich genommen nicht allzu besonders waren;
Dass diese sowohl durch Fluss- als auch durch Küstenüberschwemmungen und deren Kombination verursacht wurden;
Dass das Hochwasser bzw. die Überschwemmungen während der Weihnachtszeit einen großen Teil der oben genannten Länder betroffen haben; und
Dass dies so lange, nämlich mehrere Wochen, anhielt.
Wie können wir diese Umstände interpretieren?
Wir betrachten kritische Überschwemmungen in der Regel als ein separates Ereignis. Und wir können auf der Grundlage solcher Überlegungen Maßnahmen ergreifen, um nachteilige Auswirkungen zu verhindern oder abzumildern. Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass dies vielleicht nicht der beste Weg ist, solche Extreme zu untersuchen.
Wenn man es genau nimmt, dauerten die Bedingungen, unter denen es leicht zu kritischen Hochwassern kommen konnte, fast ein Jahr lang an. Und diese grundsätzlich ungünstige Ausgangslage herrschte in einem sehr großen Gebiet von vielen Tausend Quadratkilometern, das eine große Anzahl von Flusseinzugsgebieten umfasst, die sich über mehrere Länder erstrecken. Darin kam es zu mehreren Hochwassern. Oft nicht, weil der unmittelbar vorangegangene Regen so stark war, sondern weil er auf ein bereits gesättigtes Gebiet fiel. Auch war es kein extremer Sturm, der zur Schließung aller niederländischen Hochwasserschutzanlagen führte. Der Sturm Pia wehte einfach eine ganze Weile lang aus demselben ungünstigen Winkel. Eine Kombination aus hohen Wasserständen am Meer, mäßig hohen Flussabflüssen und viel Abfluss aus dem ländlichen Raum führte zu den höchsten jemals gemessenen Wasserständen an den großen Seen in den Niederlanden.
Auch das große Hochwasser vom Juli 2021 war das Ergebnis mehrtägiger Niederschläge auf bereits sehr nassem Boden. In diesem Fall blieb die Niederschlagsfront aufgrund einer so genannten meteorologischen Blockade sehr lange (etwa 48 Stunden) über fast demselben Gebiet. Zusammen mit dem gleichzeitigen Auftreten einer sehr hohen Bodensättigung aufgrund der vorangegangenen Niederschläge führte dies zu katastrophalen Überschwemmungen.
Die Ereignisse fallen in das beobachtete und erwartete Muster des Klimawandels. Untersuchungen zeigen, dass die Winterniederschläge in den letzten Jahrzehnten in diesem Teil der Welt deutlich zugenommen haben. Einzelne extreme Wetterereignisse werden immer regelmäßiger. Berechnungen mit Klimamodellen, die das Wetter in einer wärmeren Welt simulieren, zeigen ähnliche Trends. Die Hauptquelle unseres Regens, der Atlantische Ozean, war in diesem Jahr extrem warm und bildete einen Motor, der große Mengen Wasser in die Atmosphäre abgab - auch dies sind typische Bedingungen, die in einer wärmeren Welt herrschen (werden).
Diese jüngsten Ereignisse machen deutlich, dass die Ursache nicht nur in der extremen Niederschlagsintensität liegt, wie sie klassischerweise in Auslegungs-, Risiko- und Klimaanpassungsberechnungen berücksichtigt wird, z.B. durch Anpassung von Klimaszenarien an Bemessungsniederschläge oder historische Zeitreihen, sondern dass es vor allem das zeitliche und räumliche Zusammentreffen besonderer Umstände ist, das die Überschwemmung verursacht hat. Dieses Zusammentreffen ist in historischen Messreihen oft noch nicht enthalten, und auch moderne Klimaszenarien berücksichtigen dieses zunehmende Zusammentreffen von besonderen Umständen nicht oder kaum.
Und JCAR ATRACE...?
Kurz gesagt, um die Ereignisse in den Jahren 2023-2024 besser zu verstehen, ist es besser, sich nicht auf Details zu fokussieren, da man sonst das Gesamtbild übersehen könnte. Außerdem erstrecken sich die Folgen über mehrere Länder. Dies erfordert weitere Forschungen, z. B. über angepasste Stresstestmethoden. Wenn wir dieses Problem angehen wollen, sollten wir es gemeinsam angehen; gemeinsam wissen wir mehr und können viel effektiver zu vernünftigen Maßnahmen gelangen. Genau das ist die Idee hinter JCAR ATRACE, und deshalb wurde dieses Thema in die JCAR ATRACE-Wissensagenda aufgenommen.
Jaap Kwadijk
Professor an der Universität Twente
Bruno Merz
Professor am GFZ Helmholtz Zentrum Potsdam
Patrick Willems
Professor an der KU Leuven
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