Vorwort

Lernen wir von vergangenen Überschwemmungen?

Ende Oktober 2024 wurde Europa erneut von schweren Überschwemmungen getroffen, diesmal in Valencia. Die Folgen ähnelten denen der Katastrophe in den Benelux-Ländern und Deutschland im Juli 2021: Innerhalb weniger Stunden kamen über 200 Menschen ums Leben, und die Schäden beliefen sich auf mehrere Milliarden Euro.

Die ForscherInnen des JCAR ATRACE besuchten die betroffene Region und wurden von Behörden und Forschenden an die oberste Priorität erinnert: die Schadensbehebung. Besonders geschätzt wurde, dass Prof. Schüttrumpf (RWTH Aachen) offen über seine Erfahrungen mit dem Wiederaufbauprozess im Ahrtal berichtete. Er stellte auch eine Grafik vor, die die tödlichsten Überschwemmungen in Europa in den letzten 30 Jahren zeigt. Die Katastrophen von 2021 und 2024 stechen dabei als die mit Abstand verheerendsten hervor. Daraus schließe ich nicht auf Trends, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Aber was mich beunruhigt, ist vor allem der Trend, den ich nicht erkennen kann.

Deadliest Flood Events in Europe

Quelle: Lemnitzer et al., 2023

Trotz all der großen Fortschritte, die wir in Wissenschaft und Technik in den letzten Jahrzehnten gemacht haben. Um nur einige zu nennen: Mit vergleichbarer Genauigkeit sagen wir heute das Wetter vier Tage im Voraus voraus, während es vor 30 Jahren nur ein Tag war; wir simulieren Flussabflüsse besser auf Tagesbasis als damals auf Monatsbasis; wir erstellen heute Hochwasserkarten mit einer Auflösung von 10 m mit größerer Zuverlässigkeit als damals mit einer Auflösung von 1 000 m; und wir sind heute in der Lage, innerhalb von Minuten gezielte Warnungen zu geben, während es damals viele Stunden mit kaum gezielten Hinweisen waren.  


Als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben wir die Pflicht, unser Wissen und unsere technischen Möglichkeiten zu erweitern. Ich denke auch, wir sollten der Gesellschaft Vorschläge machen, wie man diese einsetzen kann, was man damit gut machen kann und was nicht. Aber das kann nicht nur von einer Seite kommen. Auch auf der Empfängerseite muss ein echtes Interesse und die Bereitschaft bestehen, von Ereignissen außerhalb der eigenen Region zu lernen. Nehmen wir als Beispiel den Wiederaufbausprozess. Erst vor kurzem gab es in Europa so große Überschwemmungen, dass ein groß angelegter Wiederaufbau erforderlich war. Lassen Sie uns alle Anstrengungen unternehmen, um gemeinsam eine Richtung für die Gestaltung dieses Wiederaufbaus vorzugeben.

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